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Klimawandel: Die Stellschrauben neu justieren

Die Landwirtschaft spürt den Klimawandel als Erste. Hitze, Starkregen, Dürreperioden und Stürme wirken sich unmittelbar auf die landwirtschaftliche Produktion, die Ernteerträge und -qualitäten aus. Dies erfordert von den Landwirtinnen und Landwirten eine unverzichtbare Flexibilität bei den Bewirtschaftungsmaßnahmen. Auf der Agritechnica 2025 zeigen Aussteller aus aller Welt, wie den Herausforderungen des Klimawandels mit technischen Lösungen begegnet werden kann, flankiert durch unterschiedliche Formate im internationalen Fachprogramm der Messe.

Infolge der globalen Erwärmung werden extreme Wetterlagen häufiger, die die Landbewirtschaftung erschweren. Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Hagel, Starkregen und Überschwemmungen lassen das Schadrisiko steigen und machen die Ernten immer unkalkulierbarer. Die Zukunft der Landwirtschaft wird entscheidend davon abhängen, welche Maßnahmen Betriebsleiterinnen und -leiter dagegen ergreifen und welche Lösungen Partner wie Landtechnikhandel Pflanzenzüchter und weitere ihnen bieten.

Für eine klimaangepasste Landwirtschaft muss an verschiedenen Stellschrauben gedreht werden. Schon heute passen sich zahlreiche Betriebe an die veränderten Klimabedingungen an oder ziehen entsprechende Maßnahmen in Erwägung. Aufgrund regionaler Unterschiede wird es eine allgemeine Blaupause für Lösungen nicht geben können. Geeignete Anpassungsstrategien müssen differenziert entwickelt werden. Der infrage kommende Werkzeugkasten ist groß und reicht von Bodenbearbeitungs- und anderen Bewirtschaftungsmaßnahmen über erweiterte Fruchtfolgen bis zur Pflanzenzüchtung.

Bei Bodenbearbeitung Wasser im Fokus

Ein nachhaltiger Umgang mit Wasser, verbunden mit einem vorausschauenden Wassermanagement, sind ein entscheidender Punkt dafür, dass die Klimaanpassung gelingt. Ein guter Ansatzpunkt ist hier die Bodenbearbeitung. Keine oder minimale Bodenbearbeitung hat positive Veränderungen der Bodeneigenschaften zur Folge, was sich stark auf eine Erhöhung der Bodenfeuchtigkeit auswirken kann. Nicht alle Böden eignen sich aber für solche Maßnahmen.

In diesem Zusammenhang gerät auch der regenerative Ackerbau in den Blickpunkt, wo neben reduzierter Bodenbearbeitung auch eine ständige Bodenbedeckung zu den Anbaumaßnahmen zählen. Beides soll durch eine Verbesserung der Bodenqualität die Wasserhaltefähigkeit des Bodens erhöhen. Ein möglichst bedeckter Boden durch Deck- und Zwischenfrüchte, Untersaaten oder Mulchauflage kann auch Erosion infolge von Starkregenereignissen verhindern oder abmildern.

Bewässerung wird zunehmend ein Thema

Das erhöhte Trockenheitsrisiko erfordert es, dass sich die Landwirtschaft stärker auch mit dem Thema Bewässerung auseinandersetzen muss, um die Erträge auf dem derzeitigen Niveau zu sichern. Um das vorhandene Wasser nachhaltig einzusetzen, ist wassersparende Beregnungs- und Bewässerungstechnik ein Muss. Das effizienteste, weil ressourcenschonendste Verfahren ist die Tropfbewässerung. Sie ist allerdings teuer und wird vor allem in Wein-, Obst-, Hopfen- und Spezialkulturen eingesetzt. Im Ackerbau sind mobile Beregnungsmaschinen (Bewässerungskanonen) das meistgenutzte Bewässerungssystem in Deutschland. Durch GPS-gesteuerte Sektorsteuerung lässt sich deren Effizienz verbessern. Teilmobile Kreis- und Linear-Beregnungssysteme sind wassereffizienter, erfordern aber große Flächen für einen wirtschaftlichen Betrieb. Auch bei ihnen können intelligente Steuerungssysteme dazu beitragen, den Wasserverbrauch präzise und bedarfsgerecht zu regulieren. Zudem gewinnt die Technik der Düsenwagen aufgrund geringerer Windanfälligkeit und höhere Effizienz immer mehr an Bedeutung.

Die Bewässerung betrifft nicht nur technische Aspekte, sondern auch rechtliche, wie die Frage der Wasserentnahme. Für die landwirtschaftliche Bewässerung erfordert es eine wasserrechtliche Erlaubnis. In vergangenen Trockenjahren wurden zugewiesene Wasserkontingente örtlich aber bereits überschritten. Das unterstreicht zusätzlich die Bedeutung von Technologien mit hoher Wassernutzungseffizienz.   

Einzelkornsaat auch bei Getreide und Raps

Eine vitale Pflanze kann Trockenstress besser widerstehen. Stehen gleichzeitig weniger Pflanzen auf dem Quadratmeter, wird zusätzlich Wasser gespart. Das macht die Einzelkornsaat auch für Getreide und Raps interessant. Auf einem optimalen Standraum haben die Pflanzen weniger Konkurrenz und können ihr Wurzelsystem besser entwickeln. Beides begünstigt eine Resilienz der Pflanzen gegenüber einer Schädigung durch Trockenheit.

Diversifizierte Fruchtfolgen und Mischkulturen

Eine stärker diversifizierte, längere Fruchtfolge kann das Risiko klimabedingter Beeinträchtigungen streuen. So kann durch Winterfrüchte die Winterfeuchtigkeit gezielt genutzt werden. Trockenheitstolerante Leguminosen können vor dem Hintergrund zunehmender Sommertrockenheit Fruchtfolgen ebenfalls sinnvoll ergänzen. Sie bieten außerdem den zusätzlichen Vorteil der Stickstoffbindung. Bei der Bewertung solcher Fruchtfolgen sollten neben monetären Aspekten dann auch Faktoren wie ein geringerer Düngebedarf und eine verbesserte Bodenfruchtbarkeit berücksichtigt werden.

Große Erwartungen an die Pflanzenzüchtung

Neben angepassten pflanzenbaulichen Maßnahmen ist die züchterische Verbesserung biotischer und abiotischer Stresstoleranz von großer, nachhaltiger Bedeutung zur Bewältigung dieser Herausforderung. Neue, angepasste Sorten sollen unter anderem eine begrenzte Wasserverfügbarkeit effizient zur Ertragsbildung nutzen.

Der weitere Zuchtfortschritt kann nicht nur gesteigerte Erträge und eine entsprechende Anpassung an die veränderten Anbaubedingungen zur Folge haben, sondern die Kulturpflanzen auch befähigen, vorhandene Ressourcen besser auszunutzen. Die Pflanzenzüchtung kann in Zukunft nicht nur für eine optimierte Genetik verbreiteter heimischer Kulturen genutzt werden, sondern auch für die Adaption von Alternativpflanzen, zum Beispiel interessanten C4-Pflanzen, an hiesige Anbauverhältnisse.

Sorghum statt Mais?

Mit dem Klimawandel und der damit verbundenen längeren Vegetationszeit können Kulturen aus wärmeren und trockeneren Klimaten in Deutschland interessant werden, die hier bislang wenig verbreitet waren. Ein potenzieller Kandidat ist die tiefwurzelnde Sorghum-Hirse, die aufgrund ihrer hohen Hitze- und Trockenstresstoleranz eine mögliche Alternative zu Mais sein kann. Große Herausforderungen beim Anbau von Sorghum sind allerdings die verminderte Toleranz gegenüber Kältestress und das nicht angepasste Abreifeverhalten. Neben weiterem züchterischem Fortschritt kann der Einsatz später reifender Sorten das Ertragspotenzial von Sorghum erhöhen und das Produktivitätsrisiko senken.

Blick über den Tellerrand

Um die Herausforderungen zu bewältigen und einstufen zu können, ist mitunter auch der Blick über den Tellerrand gefragt. Dadurch lassen sich möglicherweise neue Lösungen entdecken und Anbaumaßnahmen aus anderen Weltregionen erkunden, um Schlüsse für den eigenen Betrieb oder die eigene Region zu ziehen.

Oft hat man es dabei mit mittel- und langfristigen Maßnahmen zu tun, die das Ergebnis vieler Jahre oder mehrerer Jahrzehnte sein können. Beispielsweise fanden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der University of Maine in einer Studie heraus, dass die Farmer in weiten Teilen der USA zwischen 2008 und 2021 ihre Anbaukulturen so geändert haben, dass diese besser an die jüngsten lokalen Klimaveränderungen angepasst sind. Eine Antwort auf die Folgen des Klimawandels kann daher lauten, die Fruchtfolge zu ändern.

AGRITECHNICA 2025: Plattform für Maßnahmen zur Klimaanpassung

Die Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, sich an veränderte klimatische Bedingungen anzupassen, damit sie widerstandsfähig wird und bleibt. Wie können sich die Betriebe klimaresilient machen, um sich gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen? Die AGRITECHNICA 2025 bietet die ideale Plattform, um innovative Technik und neue Lösungen aus der Industrie, Forschung und Praxis zu entdecken, die helfen, den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken.

Die AGRITECHNICA 2025 ist für Landwirtinnen und Landwirte der Ort für die passenden Lösungen. Sie finden dort Technik für erweiterte Fruchtfolgen ebenso wie solche, die neue Ansätze in der Bodenbearbeitung ermöglichen. Wer neue Erkenntnisse über unsere Lebens- und Nahrungsgrundlage – den Boden – gewinnen möchte, sollte das DLG-Spotlight „Soil Health“ in Halle 24 aufsuchen. Zusammen mit der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) können Besucherinnen und Besucher dort alles rund um die obersten Meter unserer Erdkruste erfahren.